Radioiodtherapie von bösartigen Schilddrüsenerkrankungen

Verfahren und Indikation:

Nach erfolgter Operation der Schilddrüse aufgrund eines bösartigen Tumors kommt im Anschluss zur weiteren Therapie bei den meisten Schilddrüsentumoren die ablative Radioiodtherapie zum Einsatz. Es handelt sich um ein nuklearmedizinisches Standardverfahren, welches seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt wird.  Die Therapie basiert auf der Verabreichung des radioaktiven Iodisotops I-131, einem Betastrahler, zumeist in Kapselform. Bei Betastrahlern handelt es sich um hochenergetische Strahler, die ihre Energie jedoch nur über wenige Millimeter abgeben. Die in der Schilddrüse abgegebene Strahlung führt zur Zerstörung des bei der Operation verbliebenen (meist minimalen) Restschilddrüsengewebes.

Ebenfalls kann die Radioiodtherapie, sowohl in kurativer als auch palliativer Zielsetzung, bei einem Rezidiv der Erkrankung, bei lokalen oder Fernmetastasen sowie bei nicht vollständig operablen Tumoren eingesetzt werden.

Zudem wird das radioaktive Iod zur Verlaufskontrolle, nach erfolgter ablativer Radiojodtherapie, eingesetzt.

Die Therapie basiert auf der Tatsache, dass Jod, und somit auch radioaktives Jod, im Körper ausschließlich von Schilddrüsenzellen aufgenommen und gespeichert wird. Diese benötigen für die Produktion von Schilddrüsenhormonen Jod, welches sie über bestimmte Känale (Natrium-Jodid-Symporter) aus dem Blut abfiltrieren. Hierdurch ist eine hohe Energieabgabe in der Schilddrüse bei gleichzeitig geringer Strahlenbelastung des Gesamtkörpers möglich. Nicht in der Schilddrüse aufgenommene Mengen an Radiojod werden über die Nieren und den Darmtrakt ausgeschieden.

Indikationen zur Radiojodtherapie bei bösartigen Schilddrüsenerkrankungen

  • Ablative Radiojodtherapie nach Thyreoidektomie (vollständige Entfernung der Schilddrüse). Beim differenzierten Schilddrüsenkarzinom ist dies eine Standardtherapie, eine Ausnahme stellt das papilläre Mikrokarzinom dar.
  • Radiojodtherapie von Lymphknoten- oder Fernmetastasen sowie bei Lokalrezidiven.
  • Radiojodkontrolle im Rahmen der Nachsorge.

Ablauf:

Die Radiojodtherapie kann aufgrund der gesetzlichen Stahlenschutzbestimmungen in Deutschland nur unter stationären Bedingungen durchgeführt werden.

Der Dauer des stationären Aufenthalts beträgt mindestens 4 Tage. Generell entscheidet die verbleibende Dosisleistung , d.h. die radioaktive Restaktivität, wann entlassen werden kann. Für die Therapie/Diagnostik mit Jod-131 bei malignen Schilddrüsenerkrankungen werden in der Regel vordefinierte Joddosen verabreicht.

Neben der therapeutischen Betastrahlung erzeugt der Zerfall von Radiojod zu einem geringeren Anteil niederenergetische Gamma-Strahlung, welche jedoch eine hohe Reichweite aufweist, den Körper des Patienten durchdringt und eine Strahlenbelastung für die Umwelt des Patienten darstellt. Aus diesem Grund erfolgen tägliche Messungen der verbleibenden Dosisleistung, welche über den Zeitpunkt einer möglichen Entlassung entscheiden. Nach Therapieende müssen aufgrund der verbleibenden Restaktivität bestimmte strahlenhygienische Maßnahmen ergriffen werden. Dauer und Ausmaß dieser werden individuell am Tag der Entlassung mit dem Patienten besprochen. 

Nebenwirkungen:

Die Radiojodtherapie ist eine Standardtherapie bei bösartigen Erkrankungen der Schilddrüse und wird von den meisten Patienten problemlos vertragen. Mögliche Nebenwirkungen bestehen in einer lokalen Entzündungsreaktion bei relativ großen postoperativen Schilddrüsenresten oder Lokalrezidiven, welche sich vorübergehend mit Heiserkeit, Halsschmerzen, Halsrötung, Schluck- und Atembeschwerden bemerkbar machen kann. Darüber hinaus kann es durch die Gabe von Radiojod selten zu einer Schädigung der Speicheldrüsen kommen die mit Mundtrockenheit einhergeht. Ebenfalls selten ist eine zeitlich limitierte Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis), welche sich durch Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen äußern kann.

Vorbereitung:

Zur Sicherung  der ausreichenden Aufnahme von Jod in die Schilddrüsenzellen ist ein erhöhter Blutspiegel des Hormons TSH, das in der Hirnanhangdrüse produziert wird, erforderlich. TSH bewirkt eine verstärkte Aufnahme des radioaktiven Jods in die Zellen, nur so kann eine aussagekräftige Diagnostik bzw. der gewünschte Therapieerfolg erzielt werden.

Patienten, bei denen die Schilddrüse kürzlich operativ entfernt wurde und ein Karzinom festgestellt wurde, nehmen deshalb zunächst nach der Operation keine Schilddrüsenhormone ein. Dies führt zu einem Anstieg des körpereigenen TSH der Hirnanhangdrüse. In der Regel erfolgt die Radiojodtherapie etwa 4 Wochen nach der Operation, da dann eine ausreichende TSH Stimulation gewährleistet ist. Die dadurch zunächst eintretende Schilddrüsenunterfunktion kann sich zum Beispiel durch Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Verdauungsstörungen und weitere stoffwechselabhängige Symptome bemerkbar machen.

Zur Verlaufskontrolle (Radiojoddiagnostik) gibt es neben der körpereigenen TSH-Stimulation (durch Absetzten der Schilddrüsenmedikation) zudem die Möglichkeit einer medikamentösen Stimulation. Dem Patienten wird hierzu jeweils an zwei Tagen vor der stationären Aufnahme das Medikament Thyrogen (künstlich hergestelltes TSH) in den Gesäßmuskel injiziert.

Zudem sollte der Patient vor der stationären Aufnahme auf eine jodarme Kost achten, da eine stark jodhaltige Ernährung zu einer verminderten Aufnahme des radioaktiven Jods führt. Welche Nahrungsmittel  Sie meiden sollten, entnehmen Sie bitte auch unserem Informationsblatt.

Zu Ihrem stationären Aufenthalt sowie der für Sie geeigneten Methode der TSH Stimulation beraten wir Sie gerne individuell im Rahmen eines ambulanten Vorstellungstermines in unserer Schilddrüsensprechstunde. Nach einem ausführlichen Informationsgespräch planen wir gemeinsam mit Ihnen den stationären Aufnahmetermin.

Unsere Therapiestation wird sich zudem etwa 2 Wochen vor der Aufnahme nochmals postalisch mit Ihnen in Verbindung setzten und Ihnen weitere Details zu Ihrem stationären Aufenthalt mitteilen.

Terminvereinbarung:

Die Terminvergabe zum ambulanten Vorgespräch erfolgt unter der Tel. Nr. 09131 85-33416.

Terminvereinbarung zur Ganzkörperszintigraphie sind bei uns bekannten Patienten direkt auf der Therapiestation unter Tel.Nr.: 09131 85-33018 möglich.

Notwendige Dokumente:

Ambulantes Vorgespräch:

  • Bei gesetzlich versicherten Patienten Überweisungsschein
  • Krankenversicherungskarte
  • Unterlagen über Erkrankung und bisherige Therapien (Arztbrief, histologisches Ergebnis)
  • Falls vorhanden, aktueller Medikamentenplan
  • Falls vorhanden, bildgebende, z.B. radiologische Voruntersuchung auf CD plus zugehörigen schriftlichen Befund, wenn Untersuchung nicht am Universitätsklinikum Erlangen erfolgt.

Stationäre Aufenthalte:

  • Bei gesetzlich versicherten Patienten Einweisungsschein
  • Krankenversicherungskarte